Der Infokrieg um die Ostukraine

Selten gab es zu einem Konflikt so viele unterschiedliche Meinungen, Hintergründe und „Informationen“ wie bei der Ukrainekrise. Die Meldungen in den Massenmedien überschlagen sich und liefern, je nach politischer Ausrichtung, ein eingefärbtes Bild der Wahrheit.

Im schlimmsten Fall wird sogar bewusst oder unbewusst eine eigene „Wahrheit“ konstruiert oder es kommt zu stilistischen Entgleisungen.

Das Bild zeigt "Internetkrieger", welche sich gegenseitig als "Faschisten" bezeichnen

Zum Beispiel hat „Der Spiegel“ in seiner Covergestaltung Vladimir Putin derart geschmacklos zum Dämon hochstilisiert, dass sogar scharfe Kritiker des russischen Präsidenten empört waren. Auch spekulative Ferndiagnosen oder Persönlichkeitsprofile passen eher in die Klatschspalten als in den Politikbereich eines Qualitätsmediums.

Russische Auslandsmedien, wie die „Stimme Russlands“ und „Russia Today“, greifen ihrerseits gerne auf passende Verschwörungstheorien, tendenzielle. staatliche Agenturmeldungen („RIA Novosti“), oder umstrittene westliche „Informanten“ zurück, sofern diese auf Linie argumentieren. In Russland selbst wird die Berichterstattung durch große Fernsehanstalten dominiert, welche in einer relativ klaren, regierungstreuen Linie berichten. 
 

Allerdings dürfen auch die Informationen der ukrainischen Regierung, bzw. der ukrainischen Medien nicht als verlässlich eingestuft werden. Widersprüchliche Angaben aus der Krisenregion werden oft ungeprüft an die Medien weitergeleitet. Als Reaktion auf „Russia Today“ folgte kurzfristig „Ukraine Today“, ein speziell in der Anfangsphase dilettantischer Versuch „Feuer mit Feuer“ zu bekämpfen.

Die Kommentarfunktion der Online Medien und sozialen Netzwerke wird immer mehr zum direkten Schlagabtausch im virtuellen Infokrieg benutzt. Eine differenzierte Betrachtungsweise vieler Diskutanten scheitert bereits an der mangelnden Ortskenntnis, so wird nicht selten Kiew in der äußersten Westukraine vermutet oder der Donbass mit der gesamten Ostukraine gleichgesetzt.
Unpräzise Angaben und fehlende Regionalkenntnisse sind aber auch bei der westlichen und russischen Presse verbreitet, weshalb es oft zu haarsträubenden Vereinfachungen oder Fehldarstellungen kommt.

Aufgrund der Komplexität des Konflikts, neigen viele Kommentatoren zur Simplifizierung, was sich sowohl in den Medien, als auch in den Kommentarspalten manifestiert.

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